Eine pflanzlich betonte Kost, die reich an vitaminreichem Gemüse und Obst ist, ist mit einem reduzierten kardiovaskulären Risiko assoziiert. Äpfel sind eine sehr beliebte Obstsorte und machen ca. 12% des weltweit konsumierten Obstes aus. Sie sind reich an bioaktiven Polyphenolen (vor allem Flavonole und Proanthocyanide) sowie Ballaststoffen. Es gibt Evidenz dafür, dass der Konsum von Äpfeln aufgrund der enthaltenen bioaktiven Inhaltsstoffe mit günstigen gesundheitlichen Effekten assoziiert ist, wie z.B. günstige Effekte auf den Fettstoffwechsel sowie andere Kardio-Marker. Es gibt Hinweise dafür, dass vor allem Proanthocyanide den Cholesterinspiegel senken, während sie HDL erhöhen und LDL vermindern können. Der in Äpfeln ebenfalls in größeren Mengen enthaltene wasserlösliche Ballaststoff Pektin hat laut vorangegangenen Studien ebenfalls günstige Wirkungen wie z.B. günstige Effekte auf den Fett- und Glukose-Stoffwechsel sowie auf die Darm Mikrobiota.
Studiendesign
Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung der Effekte eines täglichen Konsums von Äpfeln auf zirkulierende Lipide, vaskuläre Funktionen und andere kardiovaskuläre Risikofaktoren. Die Studie war eine randomisierte, kontrollierte Crossover-Interventionsstudie. Die Studienpopulation waren 43 gesunde Probanden (25 Frauen und 18 Männer) mit leichter Hypercholesterinämie (Gesamtcholesterin >5,2 mmol/L). Sie hatten einen durchschnittlichen BMI von 25,3 kg/m2 und ein Durchschnittsalter von 51 Jahren. Zu Studienbeginn füllten die Probanden einen Fragebogen zu Gesundheit und Lebensstil aus. Außerdem wurden Gewicht, Größe und Blutdruck gemessen sowie ein Blutbild inkl. Blutfetten, Leber- und Nierenfunktionsmarkern gemacht.
Als primärer Outcome wurde das Gesamtcholesterin im Serum definiert. Alle anderen Faktoren gelten als sekundäre Outcomes (z.B. Veränderungen des Blutdrucks, arteriellen Gefäße usw.).
Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die 1. Gruppe bekam zunächst 8 Wochen lang täglich 2 ungeschälte Äpfel (ca. 340g) der Sorte Renetta Canada (WA), diese gilt als besonders reich an Proanthocyaniden. Dann folgte eine 4-wöchige Washout-Phase und danach bekamen sie über weitere 8 Wochen täglich 500ml eines Apfelsaftgetränks aus 50% Apfelsaftkonzentrat mit ähnlichem Zucker- und Energiegehalt (CB). Die 2. Gruppe bekam dieselben Lebensmittel, aber in umgekehrter Reihenfolge, dh. sie starteten mit dem Apfelsaftgetränk über 8 Wochen, es folgte die 4-wöchige Washout-Phase und dann konsumierten sie über 8 Wochen lang täglich 2 Äpfel.
Vor und nach jeder Intervention wurden persönlich Treffen mit den Probanden vereinbart (Woche 1, 8, 12 und 20). Dabei wurde der 24-Stunden Harn vom Vortag eingesammelt. Außerdem wurde den Probanden Blut abgenommen und Serumlipide, Blutzucker, Insulin, Gallensäuren sowie endotheliale und inflammatorische Biomarker gemessen. Es wurde zudem der Blutdruck gemessen und es erfolgten anthropometrische Messungen wie Größe, Gewicht, Körperfettzusammensetzung, Hüft- und Bauchumfang. Die Probanden mussten außerdem in der Woche vor jedem Treffen ein 4-Tages-Ernährungsprotokoll führen.
Resultate
Es wurden Nährwertanalysen der beiden Interventionsprodukte (Äpfel vs. Apfelsaft) durchgeführt. Äpfel haben einen deutlich höheren Gehalt an Polyphenolen und Ballaststoffen. Die tägliche Aufnahmemenge von 340g Äpfel liefert 990mg Polyphenole (davon 854 mg Proanthocyanide), und 8,5g Ballaststoffe. 500ml Apfelsaft liefern hingegen nur 2,5mg Polyphenole (davon 1mg Proanthocyanide) und weniger als 0,5g Ballaststoffe.
Während der Intervention gab es keine Veränderung der täglichen Energie-, Kohlenhydrat-, Zucker-, Fett- oder Eiweißaufnahme. Während der 8-wöchigen täglichen Apfel-Aufnahme war die Aufnahme von Ballaststoffen und Flavonoiden deutlich höher als im Vergleich zur Apfelsaft-Periode.
Der tägliche Apfelkonsum hat sowohl das Gesamtcholesterin (P = 0,006) als auch das LDL-Cholesterin (P = 0,031) gesenkt, während das HDL-Cholesterin unverändert blieb. Daneben haben auch Triacylglycerol sowie interzelluläre Adhäsions-Moleküle abgenommen. Die Serum-Harnsäure hat im Vergleich zur Kontrollgruppe etwas zugenommen. Die Endothelium-abhängige mikrovaskuläre Vasodilation war während der Apfel-Intervention ebenfalls höher als während der Apfelsaft-Phase (P = 0,037). Dies kann ebenfalls als Indikator kardiovaskulärer Gesundheit gesehen werden. Es zeigte sich hingegen kein Effekt auf den Blutdruck.
Conclusio: Äpfel und Kardio-Marker
Die vorliegende Studie zeigte günstige kardiovaskuläre Effekte – vor allem cholesterinsenkende und günstige vaskuläre Effekte – eines täglichen Konsums von zwei Äpfeln im Vergleich zu Apfelsaft bei Probanden mit milder Hypercholesterinämie. Diese günstigen Effekte können vor allem auf den hohen Ballaststoff- und Polyphenolgehalt von Äpfeln zurückgeführt werden.
OEAIE 2020 Fallmann K, Widhalm K
Literatur:
Koutsos A, Riccadonna S, Ulaszewska MM, et al. Two apples a day lower serum cholesterol and improve cardiometabolic biomarkers in mildly hypercholesterolemic adults: a randomized, controlled, crossover trial. Am J Clin Nutr 2020; 111: 307–318