Social Media als Trigger für Essstörungen

Januar 2022

Der Jahresbeginn ist die Zeit der guten Vorsätze und der Hochkonjunktur von Wellness-Unternehmen, die durch intensivierte Marketingaktivitäten noch befeuert wird. Werbeeinschaltungen für Diäten und Gewichtsreduktionsmethoden häufen sich, unter anderem in den sozialen Medien. Für Jugendliche mit einem problematischen Körperbild und einem erhöhten Risiko für Essstörungen wie Magersucht, bedeutet dies eine zusätzliche Gefährdung. Und dies vor dem Hintergrund eines im Zug der COVID-19-Pandemie ohnehin weltweit beobachteten Anstiegs der Häufigkeit und Schwere von Essstörungen bei Jugendlichen, wie die Kinderärztin Debra Katzmann von der Universität Toronto (CAN) betont.

Eine Recherche des Wall Street Journals hat ergeben, dass die Plattform TikTok tausende Videos an Jugendliche geschickt hat, in denen Wettbewerbe im Abnehmen gezeigt werden und Methoden zu erbrechen. Da sehen Jugendliche, wie sie ihre Nahrungsaufnahme auf 300 Kilokalorien pro Tag hinunterfahren können oder wie sie vor ihren Eltern am besten verbergen, dass sie praktisch nichts essen.

Die US-amerikanische Elternvereinigung Parents Together hat ihre 2,5 Millionen Mitglieder im Jänner darüber informiert. Essstörungen und fatale Störungen der Körperwahrnehmung Jugendlicher könnten dadurch erheblich gefördert werden.

Essstörungsfördernde Inhalte schwer zu begrenzen

Zwar versuchen diverse Plattformen durchaus, die mit Essstörungen in Zusammenhang stehenden Inhalte zu begrenzen. Doch die Produzenten der Inhalte finden immer wieder Wege, diese Begrenzungen zu umgehen. Pinterest ist die bisher einzige Plattform, die keine Anzeigen zu Gewichtsreduktion mehr akzeptiert.

Fachleute wie die Psychologin Eleanor Benner vom Kinderkrankenhaus Philadelphia (US) rufen Eltern zur erhöhten Wachsamkeit auf, um Essstörungen bei ihren Kindern möglichst zu verhindern. Dazu braucht es Ansätze auf mehreren Ebenen.

  • Fördern einer kritischen Haltung der Kinder gegenüber den Inhalten und Botschaften in sozialen Medien, die zu einem kritischen Hinterfragen befähigt.
  • Fördern der „Body Neutrality“, das bedeutet ein vom äußeren Erscheinungsbild unabhängiges Selbstwertgefühl.
  • Fördern einer „Neutralität“ auch gegenüber Nahrungsmitteln. Das bedeutet, dass Eiscreme an sich nicht „schlecht“ oder „böse“ ist und dass Brokkoli nicht an sich „gut“. Eine „Moralisierung“ von Nahrungsmitteln führe leicht zu Scham- und Schuldgefühlen nach dem Essen – was nicht selten mit einer Essstörung endet.

Informationen & Hilfe zum Thema Essstörungen

 

Red./KG

 

Quelle:

www.univadis.com, abgerufen am 14. Jänner 2022