Man geht davon aus, dass mehr als zehn Prozent der über 65-Jährigen in Österreich von Frailty betroffen sind – Tendenz der demografischen Entwicklung entsprechend steigend. Das Syndrom Frailty beschreibt einen weiteren Symptomkreis als Gebrechlichkeit alleine und wird mit Sarkopenie, Malnutrition und einem erhöhten Entzündungsgeschehen verbunden. Der Alterungsprozess an sich und eine Reihe von Erkrankungen gehen mit einem erhöhten Level an (subklinischen) Entzündungen einher.
Vorangegangene Studien mit einzelnen Nahrungsmitteln bzw. Nahrungsmittelbestandteilen und mit Personen mit einem erhöhten Risiko haben gezeigt, dass eine proinflammatorische Ernährung und die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Frailty offenbar zusammenhängen. Eine US-amerikanische Forschergruppe hat nun die Ernährungsweise insgesamt und gesunde Personen in Hinblick darauf untersucht. Analysiert wurden die Daten einer prospektiven Kohorte der Framingham Heart Study.
Doppeltes Risiko
Eingeschlossen waren 1.701 gesunde Personen europäischen Ursprungs. Das Durchschnittsalter zu Beginn des Beobachtungszeitraums lag bei 58 Jahren, der Anteil von Frauen lag bei etwas mehr als 55 Prozent. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 12,4 Jahre. Das proinflammatorische Potenzial der Ernährung wurde anhand des Dietary Inflammatory Index (DII®) ermittelt.
Nach 12,4 Jahren lag die Inzidenz der Frailty bei 13 Prozent der Studienteilnehmer. Unter Berücksichtigung möglicher Confounder wie Rauchen, Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ergab sich pro Zunahme einer Einheit im DII®-Index ein Anstieg des Risikos um 16 Prozent. Das Risiko der Personen in der Quartile mit der stärksten proinflammatorischen Ernährung war mehr als doppelt so hoch wie das Risiko der Personen in der Quartile mit den niedrigsten inflammatorischen Indices.
Die Forscher untersuchten auch, ob es einen Zusammenhang zwischen den Entzündungsmarkern Interleukin 6 (IL6) und C‑reaktives Protein (CRP) mit dem Frailty-Risiko gibt. Dieser hat sich als nicht signifikant herausgestellt. Es wird vermutet, dass dies auf die Berücksichtigung der mit hohen Entzündungswerten verbundenen Confounder zurückzuführen sein könnte.
Antiinflammatorische Ernährung empfohlen
Alles in allem ziehen die Studienautoren den Schluss, dass die Reduktion proinflammatorischer Nahrungsbestandteile, wie einfache Kohlenhydrate und Fette, bei gleichzeitiger Steigerung des Anteils antiinflammatorischer Nahrungsbestandteile, wie Ballaststoffe und antioxidativ wirkender Nahrungsinhaltsstoffe, ein wichtiger Beitrag zur Prävention der Frailty sein kann.
Red./KG
Literatur:
Millar CL, Dufour AB, Shivappa N et al. A proinflammatory diet is associated with increased odds of frailty after 12-year follow-up in a cohort of adults. Am J Clin Nutr 2022; 115: 334–343; doi: 10.1093/ajcn/nqab317