Ernährung & Herzgesundheit: Die richtige Mischung zählt

August 2021

Ita­lie­nische Wis­sen­schafter haben die Studien zum Zusam­menhang zwi­schen Ernährung und Herz­ge­sundheit unter die Lupe genommen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es nicht auf ein­zelne Lebens­mittel ankommt, sondern vielmehr auf eine aus­ge­wogene Ernährung. Im Mit­tel­punkt stehen dabei pflanz­liche Nahrungsmittel.

Es gebe keine Hin­weise, dass irgendein ein­zelnes Nah­rungs­mittel „giftig“ für Herz und Kreislauf sei, betont Gabriele Ric­cardi von der Uni­ver­sität Neapel in einer aktu­ellen Über­sichts­arbeit. Der ita­lie­nische Stoffwechsel- und Dia­be­tes­experte: „Wir haben in der Ver­gan­genheit den Fehler gemacht, ein­zelne Nah­rungs­mittel als ‚Feind’ zu betrachten – und als ein­zigen Faktor, den man jeweils ändern sollte. Statt­dessen sollten wir unsere gesamte Ernährung betrachten. Wenn wir dann die Menge eines Bestand­teils redu­zieren, ist es wichtig, einen gesunden Ersatz zu wählen.“

Die Geschichte solcher ein­sei­tiger Inter­ven­tionen ist lang. So wurden jah­relang Eier als „Cho­le­ste­rin­bomben“ ver­dammt, Koh­len­hy­drate kamen genauso in Verruf wie fett­reiche Kost. Das Pendeln zwi­schen den Extremen scheint nicht sehr effi­zient beim Zurück­drängen der Herz-​Kreislauf-​Erkrankungen gewesen zu sein. Denn die ver­rin­gerten Mor­ta­li­täts­raten durch Herz­in­farkt & Co. in den west­lichen Indus­trie­ländern werden vor allem auf ver­bes­serte The­ra­pie­mög­lich­keiten im Krank­heitsfall zurück­ge­führt und weniger auf einen gesün­deren Lebensstil.

Tausche Fleisch gegen Gemüse

Während rotes Fleisch und ver­ar­beitete Fleisch­pro­dukte (z. B. Wurst­waren) mit einem höheren Herz-​Kreislauf-​Risiko in Ver­bindung zu bringen sei, bestehe ein solcher Zusam­menhang für Geflügel nicht. Hühner und anderes Geflügel sei bei Mengen von bis zu dreimal hundert Gramm pro Woche unbe­denklich. Rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) sollte nicht öfter als zweimal pro Woche (je 100 Gramm) kon­su­miert werden. Speck, Wurst, Salami & Co. sollten die Aus­nahme sein.

Für die Gesundheit kommt es aber bei einer Ver­än­derung der Ernäh­rungs­ge­wohn­heiten vor allem auf den rich­tigen Ersatz an. Rotes Fleisch als Pro­te­in­quelle könne gut durch Gemüse ersetzt werden. Dafür gibt es die stärkste Emp­fehlung der Experten: täglich bis zu 400 Gramm Obst und Gemüse. Geflügel komme durchaus auch in Frage, aber nicht unbe­dingt in erster Linie. Auch ein mode­rater Fisch­konsum von zweimal je 150 Gramm pro Woche ist aktuelle Daten zufolge mit einem schüt­zenden Effekt gegen Herz­krank­heiten ver­bunden. Doch hier stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit.

Eine Änderung hat sich offenbar bei Milch­pro­dukten ergeben. „Kleine Mengen von Käse, zum Bei­spiel dreimal je 50 Gramm pro Woche und regel­mä­ßiger Joghurt-​Konsum (200 Gramm pro Tag) werden mit einem schüt­zenden Effekt ver­bunden. Das liegt an ihrer Fer­men­tation. Wir ver­stehen jetzt, dass die Darm­bak­terien eine wichtige Rolle beim Herz-​Kreislauf-​Risiko spielen. Fer­men­tierte Milch­pro­dukte ent­halten ‚gute’ Keime, welche die Gesundheit fördern“, erklärte Riccardi.

„Bis zu drei Tassen Kaffee oder Tee werden mit einem gerin­geren Herz-​Kreislauf-​Risiko in Ver­bindung gebracht, Soft­drinks – inklusive kalo­rien­re­du­zierte Vari­anten – hin­gegen mit einem höheren und sollten durch Wasser ersetzt werden“, stellt die Euro­päische Gesell­schaft für Kar­dio­logie fest. Schließlich sind bis zu zwei Gläser Wein für Männer pro Tag bzw. ein Glas für Frauen mit einem gerin­geren Herz-​Risiko ver­bunden. Ange­sichts des Effekts von Alkohol ins­gesamt sollten dies jedoch die Maxi­mal­mengen und kei­nes­falls Emp­feh­lungen sein.

 

Red/​Karin Gruber

 

Quelle:

APA; Ric­cardi G et al. Dietary recom­men­da­tions for pre­vention of atheros­cle­rosis. Car­diovasc Res. 2021. doi:10.1093/cvr/cvab173; Red.

 

Lesen Sie, welchen Ein­fluss hoch­ver­ar­beitete Lebens­mittel auf das kar­dio­me­ta­bo­lische Risiko haben: Hoch­ver­ar­beitete Lebens­mittel: Risiko unterschätzt

Stichworte: