Italienische Wissenschafter haben die Studien zum Zusammenhang zwischen Ernährung und Herzgesundheit unter die Lupe genommen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es nicht auf einzelne Lebensmittel ankommt, sondern vielmehr auf eine ausgewogene Ernährung. Im Mittelpunkt stehen dabei pflanzliche Nahrungsmittel.
Es gebe keine Hinweise, dass irgendein einzelnes Nahrungsmittel „giftig“ für Herz und Kreislauf sei, betont Gabriele Riccardi von der Universität Neapel in einer aktuellen Übersichtsarbeit. Der italienische Stoffwechsel- und Diabetesexperte: „Wir haben in der Vergangenheit den Fehler gemacht, einzelne Nahrungsmittel als ‚Feind’ zu betrachten – und als einzigen Faktor, den man jeweils ändern sollte. Stattdessen sollten wir unsere gesamte Ernährung betrachten. Wenn wir dann die Menge eines Bestandteils reduzieren, ist es wichtig, einen gesunden Ersatz zu wählen.“
Die Geschichte solcher einseitiger Interventionen ist lang. So wurden jahrelang Eier als „Cholesterinbomben“ verdammt, Kohlenhydrate kamen genauso in Verruf wie fettreiche Kost. Das Pendeln zwischen den Extremen scheint nicht sehr effizient beim Zurückdrängen der Herz-Kreislauf-Erkrankungen gewesen zu sein. Denn die verringerten Mortalitätsraten durch Herzinfarkt & Co. in den westlichen Industrieländern werden vor allem auf verbesserte Therapiemöglichkeiten im Krankheitsfall zurückgeführt und weniger auf einen gesünderen Lebensstil.
Tausche Fleisch gegen Gemüse
Während rotes Fleisch und verarbeitete Fleischprodukte (z. B. Wurstwaren) mit einem höheren Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung zu bringen sei, bestehe ein solcher Zusammenhang für Geflügel nicht. Hühner und anderes Geflügel sei bei Mengen von bis zu dreimal hundert Gramm pro Woche unbedenklich. Rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) sollte nicht öfter als zweimal pro Woche (je 100 Gramm) konsumiert werden. Speck, Wurst, Salami & Co. sollten die Ausnahme sein.
Für die Gesundheit kommt es aber bei einer Veränderung der Ernährungsgewohnheiten vor allem auf den richtigen Ersatz an. Rotes Fleisch als Proteinquelle könne gut durch Gemüse ersetzt werden. Dafür gibt es die stärkste Empfehlung der Experten: täglich bis zu 400 Gramm Obst und Gemüse. Geflügel komme durchaus auch in Frage, aber nicht unbedingt in erster Linie. Auch ein moderater Fischkonsum von zweimal je 150 Gramm pro Woche ist aktuelle Daten zufolge mit einem schützenden Effekt gegen Herzkrankheiten verbunden. Doch hier stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit.
Eine Änderung hat sich offenbar bei Milchprodukten ergeben. „Kleine Mengen von Käse, zum Beispiel dreimal je 50 Gramm pro Woche und regelmäßiger Joghurt-Konsum (200 Gramm pro Tag) werden mit einem schützenden Effekt verbunden. Das liegt an ihrer Fermentation. Wir verstehen jetzt, dass die Darmbakterien eine wichtige Rolle beim Herz-Kreislauf-Risiko spielen. Fermentierte Milchprodukte enthalten ‚gute’ Keime, welche die Gesundheit fördern“, erklärte Riccardi.
„Bis zu drei Tassen Kaffee oder Tee werden mit einem geringeren Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung gebracht, Softdrinks – inklusive kalorienreduzierte Varianten – hingegen mit einem höheren und sollten durch Wasser ersetzt werden“, stellt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie fest. Schließlich sind bis zu zwei Gläser Wein für Männer pro Tag bzw. ein Glas für Frauen mit einem geringeren Herz-Risiko verbunden. Angesichts des Effekts von Alkohol insgesamt sollten dies jedoch die Maximalmengen und keinesfalls Empfehlungen sein.
Red/Karin Gruber
Quelle:
APA; Riccardi G et al. Dietary recommendations for prevention of atherosclerosis. Cardiovasc Res. 2021. doi:10.1093/cvr/cvab173; Red.
Lesen Sie, welchen Einfluss hochverarbeitete Lebensmittel auf das kardiometabolische Risiko haben: Hochverarbeitete Lebensmittel: Risiko unterschätzt