Adipositas und COVID-19: Zwei Seiten derselben Medaille

März 2021

Patienten mit Adipositas haben häufig einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung, der künstliche Beatmung sowie Betreuung auf einer Intensivstation notwendig machen kann. Die Früherkennung einer SARS-CoV-2-Infektion ist daher besonders wichtig, um sofort mit therapeutischen Maßnahmen beginnen zu können.

Im März 2020 wurde die Infektionskrankheit COVID-19, verursacht durch das Coronavirus SARS-CoV-2, von der WHO zur Pandemie erklärt. COVID-19 verursacht weltweit massive gesundheitliche und ökonomische Probleme. Die EASO (European Association for the Study of Obesity) beschäftigt sich mit den Auswirkungen, die der Ausbruch dieser Pandemie auf Personen mit Adipositas haben könnte.

Publizierte Daten weisen darauf hin, dass Adipositas einen Risikofaktor für einen ernsten und komplizierten Verlauf einer COVID-19-Erkrankung bei Erwachsenen darstellt. Übergewichtige sind aufgrund mehrerer Faktoren anfälliger für eine SARS-CoV-2-Infektion und damit verbundene Komplikationen.

  • Adipöses Gewebe ist reich an Angiotensin-Converting-Enzym 2 (ACE2), das als „Eingangstür“ für SARS-CoV-2-Viren gilt.
  • Viszerale Adipositas resultiert in einem vermehrten Ausfluss pro-inflammatorischer Zytokine. Diese beeinflussen systematische zelluläre Prozesse und sind mit dem Auftreten einer Low-Grade-Inflammation assoziiert.
  • Adipositas verändert die Immunfunktion und erhöht die Infektanfälligkeit für bestimmte Pathogene.
  • Adipositas ist mit einer verminderten Lungenfunktion assoziiert.
  • Adipositas und ein dysfunktionales adipöses Gewebe sind mit metabolischen Komplikationen und Co-Morbiditäten wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck sowie kardiovaskulären und renalen Erkrankungen assoziiert.

Schwerwiegende Folgen

Durch diese zusätzlichen Folgeerscheinungen von Adipositas haben betroffene Erwachsene ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung, der eine künstliche Beatmung sowie die Betreuung auf einer Intensivstation notwendig machen kann. Bei den unter 60-Jährigen benötigen COVID-19-Patienten mit Adipositas fast doppelt so häufig eine intensivmedizinische Betreuung als normalgewichtige Patienten.

Erwachsene mit Adipositas haben außerdem eine höhere Viruslast und in manchen Fällen zeigen sich zudem geringere Effekte einer Impfung (Daten von Grippe-Impfungen).

Während der COVID-19-Pandemie kam es in vielen Ländern zu drastischen Einschränkungen im medizinischen Bereich. Viele Untersuchungen bzw. Operationen wurden verschoben, um vor allem die Intensivstationen für die Behandlung von COVID-19-Patienten frei zu lassen. Von den Verschiebungen betroffen waren auch Patienten mit Adipositas, die sich einer bariatrischen Operation unterziehen wollten.

Notwendige Konsequenzen

Adipositas als Risikofaktor für einen ernsten und komplizierten Verlauf einer COVID-19-Infektion bei Erwachsenen – Aufruf zum Handeln:

  • Eine Früherkennung einer SARS-CoV-2-Infektion bei adipösen Patienten ist besonders wichtig, um sofort nach der Diagnose mit einer entsprechenden therapeutischen Maßnahme beginnen zu können.
  • Aufgrund der starken Virusausscheidung ist die sofortige Isolation der positiv getesteten Personen äußerst wichtig.
  • Wenn eine Impfung erfolgt, sollte die anschließende Immunantwort genau untersucht werden.

Prävention:

  • Adipöse Patienten sollten zu mehr körperlicher Bewegung motiviert werden.
  • In regelmäßigen Untersuchungen sollte auch die kardiovaskuläre Gesundheit überprüft werden.
  • Die Sicherstellung einer ausreichenden Anzahl sowie Verkürzung der Wartezeit von bariatrischen Operationen wäre wichtig.

 


Conclusio

Adipöse Patienten haben aufgrund von mehreren Faktoren häufig einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung, der künstliche Beatmung sowie Betreuung auf einer Intensivstation notwendig machen kann. Die Früherkennung einer SARS-CoV-2-Infektion ist daher besonders wichtig, um sofort nach der Diagnose mit einer entsprechenden therapeutischen Maßnahme beginnen und die betroffene Person Isolieren zu können.


 

OEAIE 2021 Fallmann K, Widhalm K

 

Quelle: Dicker D, Bettini S, Farpour-Lambert N et al. Obesity and COVID-19: The Two Sides of the Coin, Obesity Facts 2020; 13: 430–438

 

Mehr zum Thema COVID-19 und Ernährung lesen Sie z. B. in unserem Beitrag „Essen und Gewicht in Corona-Zeiten„.

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