Adipositas: Braunes Fett könnte gesunden Stoffwechsel bringen

November 2021

Adi­po­sitas und meta­bo­lische Gesundheit schließen sich nicht unbe­dingt aus. Eine ent­schei­dende Rolle könnte dabei das brauen Fett­gewebe spielen. Eine aktuelle Studie Wiener Wis­sen­schafter zeigt, dass adipöse Men­schen mit aktivem braunem Fett einen gesün­deren Stoff­wechsel und einen höheren Ener­gie­ver­brauch haben als adipöse Per­sonen ohne braunes Fett.

Eine Studie rund um die For­schungs­gruppe von Florian Kiefer von der Kli­ni­schen Abteilung für Endo­kri­no­logie und Stoff­wechsel der Uni­ver­si­täts­klinik für Innere Medizin III an der MedUni zeigt, dass Men­schen mit Adi­po­sitas, die gleich­zeitig aktives braunes Fett besitzen, einen gesün­deren Stoff­wechsel haben und mehr Energie ver­brauchen als Per­sonen mit Adi­po­sitas ohne braunes Fett. Die neuen Erkennt­nisse legen nahe, dass das Vor­han­densein von braunem Fett vor Fol­ge­er­kran­kungen der Adi­po­sitas schützen könnte. Die Studie wurde im inter­na­tio­nalen Top­journal „Dia­betes“ publiziert.

Seit Jahren ver­sucht die medi­zi­nische For­schung zu ver­stehen, warum manche Men­schen mit Adi­po­sitas weniger selten an gesund­heit­lichen Folgen wie Dia­betes oder Blut­hoch­druck erkranken als andere mit ver­gleich­barem Köper­ge­wicht. Nun scheint mit dem braunen Fett ein wich­tiger Faktor für das soge­nannte „metabolisch-​gesündere Über­ge­wicht“ iden­ti­fi­ziert zu sein.

Braunes Fett: schon länger im Visier

„Schon länger werden dem braunen Fett positive Aus­wir­kungen auf den Stoff­wechsel zuge­schrieben, da es im Gegensatz zum weitaus häu­fi­geren weißen Spei­cherfett Energie in Form von Wärme ver­brennen kann. Ins­be­sondere Babys und Klein­kinder nutzen das braune Fett­gewebe, um Ihre Kör­per­tem­pe­ratur auf­recht­zu­halten, mit zuneh­mendem Alter und bei Über­ge­wicht nimmt der Anteil an braunem Fett im Köper ab“, erklärt Kiefer. Die Wiener For­schungs­gruppe ent­deckte nun im Rahmen der soeben ver­öf­fent­lichten Studie, dass immerhin mehr als ein Drittel der Erwach­senen mit schwerer Adi­po­sitas (BMI > 35kg/​m2) noch aktives braunes Fett auf­wiesen. Dabei wurden die Teil­nehmer zunächst mit Kühl­westen einer mode­raten Kälte aus­ge­setzt, um das braune Fett zu akti­vieren, das anschließend mittels PET-​CT detek­tiert wurde.

„Bei Erwach­senen finden wir braunes Fett über­wiegend in den tiefen Nacken­re­gionen bzw. im Brustkorb. Ein kurzer Käl­tereiz von etwa einer Stunde reicht schon aus, um es zu akti­vieren“ so Stu­di­en­leiter Kiefer. Die über­ge­wich­tigen Teil­nehmer mit braunem Fett hatten im Ver­gleich zu einer ähnlich schweren Kon­troll­gruppe ohne nach­weis­bares braunes Fett­gewebe einen höheren Ener­gie­ver­brauch, weniger schäd­liches Bauchfett, einen gesün­deren Zucker­stoff­wechsel und weniger Anzeichen für eine Fettlebererkrankung.

Positive Effekte auf den Stoffwechsel bestätigt

Dazu Kiefer: „Es ist schon erstaunlich, dass die Teil­neh­me­rInnen mit braunem Fett in fast allen Stoff­wech­sel­pa­ra­metern besser abschnitten, obwohl sie sogar einen leicht höheren Body-​Mass-​Index hatten. Diese Daten zeigen uns einmal mehr, dass es nicht nur auf die Quan­tität, sondern vor allem auf die Qua­lität des Fett­ge­webes ankommt.“

Tat­sächlich könnten Unter­schiede in der Fett­ver­teilung zur vor­teil­haften Stoff­wech­sellage bei­getragen haben. Ins­be­sondere das vis­zerale Fett, das ein hohes Risiko für Dia­betes und Herz­in­farkt dar­stellt, war in der Gruppe mit braunem Fett deutlich geringer aus­ge­prägt. „Es ist durchaus denkbar, dass durch die erhöhte Stoff­wech­sel­ak­ti­vität des braunen Fetts vor allem zuerst die schäd­lichen vis­ze­ralen Fett­speicher abgebaut und ver­brannt werden. Daher wird auch gerade sehr intensiv an der Ent­wicklung von medi­ka­men­tösen The­ra­pie­op­tionen zur Akti­vierung von braunem Fett gear­beitet“, erläutert Kiefer.

 

Red./K. Gruber

 

Lite­ratur:

Meduni Wien; Herz CT, Kul­terer OC, Prager M et al. Active Brown Adipose Tissue is Asso­ciated with a Healthier Meta­bolic Phe­notype in Obesity. Dia­betes 2021 Oct 18, DOI: doi.org/10.2337/db21-0475