Milchprodukte und Diabetesrisiko

Juni 2020

Die Ernährung spielt in der Prävention von Diabetes mellitus Typ 2 eine große Rolle. Es wird angenommen, dass bioaktive Inhaltsstoffe von Milch und Milchprodukten die Insulinsensitivität verbessern können und daher einen gewissen präventiven Effekt besitzen. Nun wurden die Daten von rund 100.000 Teilnehmern zweier großer Studien dahingehend analysiert.

Weltweit sind über 380 Millionen Erwachsene von Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) betroffen. Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle in der Prävention von DM2. Milchprodukte enthalten zahlreiche bioaktive Inhaltsstoffe. Es wird angenommen, dass Kalzium, Magnesium, Molkeneiweiß und Vitamin D die Insulinsensitivität verbessern können. Außerdem tragen Milchsäurebakterien zu einem guten Gleichgewicht der Darmbakterien bei, was sich günstig auf die kardiometabolische Gesundheit auswirken kann.

 

Studiendesign

Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung der möglichen Assoziation von Langzeit-Veränderungen des Konsums von Milchprodukten mit dem Risiko für DM2. Studiengruppe waren 34.224 Männer aus der „Health Professionals Follow-Up Study“ (1986–2012), 76.531 Frauen aus der „Nurses‘ Health Study“ (1986–2012) und 81.597 Frauen aus der „Nurses‘ Health Study II“ (1991–2013) aus Amerika.

Beurteilung des Konsums von Milchprodukten. Veränderungen des Konsums von Milchprodukten wurden über ein Food Frequency Questionnaire (FFQ) erhoben, das alle 4 Jahre durchgeführt wurde. Die Häufigkeit der Aufnahme wurde mit „nie oder weniger als einmal pro Monat“ bis „mehr als 6-mal täglich“ eingeschätzt. Die Milchprodukte wurden in verschiedenen Gruppen abgefragt: „Mager- oder 1–2% Fett Milch“, „Vollmilch“, „Schlagobers“, „Eiscreme“, „Joghurt“, „Ricotta oder Cottage Cheese“ und „Käse“ mit der Angabe der jeweiligen bevorzugten Fettstufe.

Beurteilung des Risikos für DM2. Die Diagnose eines Diabetes Typ 2 war der primäre Outcome. Das Vorliegen von DM2 wurde über Selbstangabe der Probanden zu typischen Symptomen wie z.B. großes Durstgefühl, Polyurie, Hunger und Gewichtsverlust in Fragebögen erhoben; außerdem auch durch Vorliegen einer erhöhten Nüchternglukose-Konzentration von über 7,8 mmol/L oder einer Konzentration von über 11,1 mmol/L 2 Stunden nach Durchführung eines oralen Glukose-Toleranztests.

 

Resultate

Während 2.783.210 Personenjahren wurden 11.906 Fälle von Diabetes mellitus Typ 2 dokumentiert. Eine Reduktion der Aufnahme von Milchprodukten um mehr als 1 Portion pro Tag über 4 Jahre führte im Vergleich zu einem gleichbleibenden Konsum zu einem Anstieg des Risikos für DM2 um 11%. Eine Erhöhung des Joghurtkonsums um mehr als ½ Portion pro Tag war hingegen mit einem um 11% niedrigeren Risiko für DM2 assoziiert. Gleichzeitig führte die Erhöhung des Käsekonsums um mehr als ½ Portion pro Tag zu einem Anstieg des Risikos um 9%. Eine zusätzliche Portion Joghurt oder fettarme Milch anstelle von einer Portion Käse führte zu einer 16%igen bzw. 12%igen Reduktion des Risikos für DM2.

Am höchsten war die Reduktion des DM2 Risikos durch den Ersatz von Käse durch Joghurt sowie durch die Erhöhung der Aufnahme von fettarmer Milch und Milchprodukten bei gleichzeitiger Reduktion von Vollmilchprodukten. Siehe auch Abb. 1.

 

Abb. 1 Milch

Abb. 1

 

Conclusio

Eine Erhöhung der Joghurt-Aufnahme war mit einer moderaten Abnahme des Risikos für DM2 assoziiert, wohingegen eine Erhöhung der Käse-Aufnahme zu einem moderaten Anstieg des Risikos führte. Der Ersatz von einer Portion Käse durch eine zusätzliche Portion fettarmer Milch oder Joghurt ist mit einem geringeren Risiko für DM2 assoziiert.

 

OEAIE 2020 Fallmann K, Widhalm K

 

Quelle: Drouin-Chartier JP, Li Y, Korat AV, et al. Changes in dairy consumption and risk of type 2 diabetes: results from 3 large prospective cohorts of US men and women. Am J Clin Nut 2019; 110: 1201 – 1212

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