Eine hochdosierte Vitamin-D-Supplementierung in der Schwangerschaft kann im Vergleich zur Standarddosierung die Knochenmineralisierung des Kindes bis zum 6. Lebensjahr deutlich verbessern. Auch die Knochendichte und das Risiko für Knochenbrüche und Osteoporose im Erwachsenenalter können günstig beeinflusst werden. Eine Anhebung der Vitamin-D-Empfehlung für Schwangere wäre zu überlegen.
Vitamin D ist ein essentielles Vitamin für den Knochenstoffwechsel und ermöglicht die Knochenmineralisierung. Die Knochenmineralisierung beginnt bereits in der Gebärmutter und wird in der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter fortgesetzt bis die maximale Knochendichte erreicht wird. Diese sogenannte „Peak Bone Mass“ ist ein entscheidender Einflussfaktor für das Osteoporose-Risiko in späteren Jahren. Eine verminderte Knochenmineralisierung ist häufig auch mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche im Kindesalter assoziiert. In den vergangenen Jahrzehnten hat man vor allem aufgrund veränderter Ernährungs- und Lebensstilgewohnheiten das Interesse auf einen Vitamin-D-Mangel fokussiert. Vorangegangene Studien geben Hinweise dafür, dass sich der mütterliche Vitamin-D-Status während der Schwangerschaft auf Knochenmineralisierung und Anthropometrie des Nachwuchses auswirken kann. Es gibt dazu allerdings erst wenige Studien mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Studiendesign
Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung des Effekts einer hoch dosierten Vitamin-D-Supplementation während der Schwangerschaft auf Anthropometrie und Knochenmineralisierung des Nachwuchses bis zum 6. Lebensjahr. Es handelt sich um eine doppelt-verblindete, randomisierte, klinische Studie aus der Mutter-Kind-Kohorte der „Copenhagen Prospective Studies on Asthma in Childhood 2010 COPSAC“ mit 623 schwangeren Frauen und deren 584 Kindern. Die Daten wurden zwischen Jänner und September 2019 analysiert. Die Probandinnen der Interventionsgruppe haben ab der 24. Schwangerschaftswoche bis in die 1. Woche nach der Geburt täglich ein hochdosiertes Vitamin-D-Supplement mit 2800 IU/d aufgenommen, die Probandinnen der Kontrollgruppe die Standarddosis von 400 IU/d. Die 25-Hydroxy-Vitamin-D-Level im Serum wurden in der 24. Schwangerschaftswoche sowie eine Woche nach der Geburt gemessen.
Als primärer Outcome wurden anthropometrische Messgrößen wie Größe, Gewicht und BMI des Kindes bis zum 6. Lebensjahr erhoben. Die anthropometrischen Messungen wurden bei jedem Besuch durchgeführt, beginnend mit der 1. Lebenswoche, nach 1 Monat, 3 Monaten, 6 Monaten, dann halbjährlich bis zum 3. Lebensjahr und dann jährlich bis zum 6. Lebensjahr. Daneben wurde auch die Knochenmineralisierung (BMC) und Knochendichte (BMD) mit 3 und mit 6 Jahren über Dual-Energy-Radiographie-Absorptiometrie (DEXA) bestimmt.
Die Häufigkeit des Auftretens von Knochenbrüchen wurde über persönliche Gespräche ermittelt.
Resultate
Die maternalen Serum-25-Hydroxy-Vitamin-D-Level waren in der Interventionsgruppe 1 Woche nach der Geburt deutlich höher als in der Placebogruppe (42,59 ng/ml vs. 29,29 ng/ml).
Nach 6 Jahren haben 517 Kinder (89%) die Studie beendet. Es waren 261 Buben und 256 Mädchen. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Kindern der beiden Gruppen hinsichtlich Körpergröße, Gewicht, BMI, Bauchumfang, Kopf- oder Thoraxumfang.
Eine Modellanalyse der DEXA-Befunde mit 3 und 6 Jahren zeigte, dass Kinder mit der höheren Vitamin-D-Versorgung im Vergleich zur Kontrollgruppe eine höhere Gesamt-BMC hatten (526,2 g vs. 513,5 g nach 3 Jahren und 833,2 g vs. 817,8 g nach 6 Jahren). Die Effekte auf die Knochendichte BMD waren hingegen nicht signifikant (0,61 g/cm2 vs. 0,60 g/cm2 nach 3 Jahren und 0,72 g/cm2 vs. 0,71 g/cm2 nach 6 Jahren). Die deutlichsten Effekte zeigten sich bei Kindern von Müttern, die zu Beginn der Studie einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen sowie bei Geburten in den Wintermonaten.
Es zeigte sich daneben in der Gruppe mit der höheren Supplementierung eine geringere Inzidenz für Knochenbrüche. Während der 6 Jahre Follow Up kam es zu 59 Knochenbrüchen bei 55 Kindern, 22 davon in der Interventionsgruppe und 33 in der Placebogruppe.
Conclusio
Eine hochdosierte Vitamin-D-Supplementierung während der Schwangerschaft kann im Vergleich zur Standarddosierung die Knochenmineralisierung des Nachwuchses bis zum 6. Lebensjahr deutlich verbessern. Daneben können auch die Knochendichte sowie das Risiko für Knochenbrüche und Osteoporose im Erwachsenenalter günstig beeinflusst werden. Die Autoren empfehlen daher über eine Anhebung der Vitamin-D-Empfehlung während der Schwangerschaft nachzudenken, um die Knochengesundheit des Kindes im Erwachsenenalter günstig zu beeinflussen.
OEAIE 2020 Fallmann K, Widhalm K
Quelle: Brustad N, Garland J, Thorsen J, et al. Effect of High-Dose vs. Standard-Dose Vitamin D Supplementation in Pregnancy on Bone Mineralization in Offspring Until Age 6 Years: A Prespecified Secondary Analysis of a Double-Blinded, Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr 2020; 174: 419–427