Abwiegen statt zunehmen

Juli 2020

Welche Rolle spielt die selbst­ständige Gewichts­kon­trolle dabei, nach einem erfolg­reich absol­vierten Abnehm­pro­gramm nicht wieder zuzu­nehmen? Eine US-​amerikanische Studie hat erstmals gezeigt, dass es nicht nur darauf ankommt, wie oft man sich wiegt, sondern vielmehr darauf, die regel­mäßige Gewichts­kon­trolle über einen län­geren Zeitraum beizubehalten.

Was man bereits wusste: Selbst­mo­ni­toring – in diesem Fall also das regel­mäßige Über­prüfen des eigenen Gewichts – ist ein wesent­licher Faktor bei Gewichtsmanagement-​Programmen, die auf Ernäh­rungs­maß­nahmen bzw. Lebens­stil­fak­toren basieren. For­scher an der Uni­ver­sität Florida, USA, haben nun unter­sucht, welche Rolle die Häu­figkeit der eigenen Gewichts­kon­trolle im Ver­gleich zur Bestän­digkeit dieser Kon­trolle dabei spielt, den erzielten Gewichts­verlust nach Been­digung eines Gewichts­re­duk­ti­ons­pro­gramms auch zu halten.

Am zwölf­wö­chigen inter­net­ba­sierten Pro­gramm haben 74 über­ge­wichtige oder adipöse Erwachsene (51 Frauen, 23 Männer) teil­ge­nommen. Sie wurden mittels zwölf Online-​Multimedia-​Stunden betreut und dazu auf­ge­fordert, ihre Kalo­rien­auf­nahme, ihre kör­per­liche Akti­vität und ihr Gewicht jeden Tag selbst zu beob­achten und zu doku­men­tieren. Die Pro­banden bekamen unter anderem eine Smart­waage zur Ver­fügung gestellt, die das Gewicht nach dem Abwiegen direkt an die For­scher über­mittelt hat.

Nach dem Ende des Abnehm­pro­gramms wurden die Teil­nehmer gebeten, das Selbst­mo­ni­toring wei­ter­zu­führen und ihre Daten für weitere neun Monate wöchentlich über die Stu­di­en­website bekannt­zu­geben. Während dieser Zeit wurde aller­dings keine zusätz­liche Inter­vention mehr angeboten.

Gewichtskontrolle: Beständigkeit zählt

Die Aus­wertung der Stu­di­en­daten zeigte, dass ein bestän­diges Abwiegen an sechs oder sieben Tagen pro Woche über einen län­geren Zeitraum zu einer gerin­geren Gewichts­zu­nahme bei­trägt. Ent­gegen der ursprüng­lichen Hypo­these der Wis­sen­schaftler konnten diese jedoch keinen Zusam­menhang zwi­schen Gewichts­ver­än­de­rungen und der Häu­figkeit des Wiegens an sich beob­achten. Die Stu­di­en­au­toren räumen aller­dings ein, dass eine Kau­sa­lität nicht beur­teilt werden kann: Eine größere Bestän­digkeit könne auch auf andere Fak­toren zurück­zu­führen sein wie zum Bei­spiel den Abnehm­erfolg – bei erfolg­reichen Stu­di­en­teil­nehmern könnte es wahr­schein­licher sein, dass sie ihr Gewicht kontrollieren.

Zusammen mit bereits vor­lie­genden Test­daten stützen diese Ergeb­nisse laut den Autoren jedoch kli­nische Emp­feh­lungen, sich täglich selbst zu wiegen, um ein erlangtes Gewicht nach einer Gewichts­re­duktion erfolg­reich halten zu können.

 

Red/​Marlene Weinzierl

 

Lite­ratur:

Brockmann AN, Eastman A, Ross KM: Fre­quency and Con­sis­tency of Self-​Weighing to Promote Weight-​Loss Main­tenance. Obesity (Silver Spring) 2020 Jul; 28(7): 1215–1218