Untersuchungen haben gezeigt, dass eine hohe Aufnahme von Fruktose mit metabolischen Konsequenzen wie einem gestörten Leberstoffwechsel oder einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) assoziiert sein kann. Eine aktuelle Studie hat nun ergeben, dass junge, gesunde Probanden eine hohe Dosis Fruktose im Ausmaß vom zirka Dreifachen der normalen Menge über acht Wochen sehr gut ausgleichen können.
Eine hohe Energieaufnahme ist häufig durch einen hohen Konsum gesüßter Getränke mitbedingt. Saccharose (die aus Glukose und Fruktose besteht) sowie Fruktose sind die Industriezucker, die am häufigsten zum Süßen von Getränken und Lebensmitteln verwendet werden. Sie haben eine ähnliche biochemische Struktur, aber einen sehr unterschiedlichen Stoffwechsel. Vorangegangene Studien haben gezeigt, dass eine hohe Aufnahme von Fruktose mit metabolischen Konsequenzen wie ein gestörter hepatischer Fettstoffwechsel oder die Entstehung von NAFLD (nicht-alkoholische Fettlebererkrankung) assoziiert sein kann.
Studiendesign
Ziel der vorliegenden Studie einer Forschungsgruppe aus Wien war die Untersuchung der Rolle von Fruktose im Glukose- und Fettstoffwechsel von Leber, Herz, Skelettmuskulatur und adipösem Gewebe. 10 gesunde, schlanke Erwachsene mit normalen Werten von Leberenzymen und Serumlipiden nahmen über 8 Wochen täglich 150 g Fruktose auf (das entspricht 618 kcal und zirka 3-mal so viel Fruktose wie normalerweise täglich aufgenommen wird). Sie unterzogen sich einer umfassenden metabolischen Phänotypisierung zu Beginn der Studie und nach 8 Wochen High-Fruktose-Diät. Weitere 11 Probanden mit NAFLD (aber ohne Diabetes) wurden als Kontrollgruppe charakterisiert. Die Insulinsensitivität wurde über eine 2-stufige hyperinsulinämische euglykämische Clamp analysiert und der postprandiale Lipid- und Glukosemetabolismus wurde über die Bestimmung der postprandialen hepatischen und intramyozellulären Lipid- und Glykogen-Ansammlung mittels Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) evaluiert.
Resultat
Eine hohe Aufnahme von Fruktose resultierte in einer geringeren Aufnahme von anderen Zuckern und erhöhte daher die tägliche Kalorienaufnahme nicht. Es wurden auch keine signifikanten Gewichtsveränderungen beobachtet.
Effekte auf Blutzucker, Insulin, Triglyceride und C-Peptid-Konzentration: Blutzucker, Insulin, Triglyceride und C-Peptid-Konzentration wurden durch die erhöhte Aufnahme von Fruktose nicht beeinflusst.
Effekte auf Leber und Skelettmuskulatur sowie Glykogenspeicher: Die Fett- und Glykogenspeicher in Leber und Skelettmuskulatur blieben nach 8 Wochen High-Fruktose-Diät unverändert. Die hohe Fruktoseaufnahme beeinflusste die Lipid- und Glykogenansammlung in Leber und Skelettmuskulatur nicht. Es wurden allerdings postprandiale Veränderungen der hepatischen Zellen gemessen. Die hepatozellulären Lipide haben sich zu Beginn vs. Follow-Up verändert: -15,9 vs. -6,9. Auch das hepatische Glykogen hat sich verändert: 64,4 zu Beginn vs. 51,1 nach Follow-Up. Wie erwartet, wurden verminderte hepatische Glykogenspeicher und gesteigerte Lipidspeicher in der Leber und Skelettmuskulatur bei insulinresistenten Patienten mit NAFLD beobachtet.
Myokardiale Effekte: Die hohe Aufnahme von Fruktose über 8 Wochen beeinflusste die systolische myokardiale Funktion sowie die Myokardmasse nicht.
Conclusio
Bei jungen, gesunden Probanden war die Aufnahme einer hohen Dosis von Fruktose (ca. 3-mal so viel wie normalerweise) über 8 Wochen bei gleichbleibender Kalorienaufnahme nicht mit relevanten metabolischen Veränderungen assoziiert. Es kann daher schlussgefolgert werden, dass junge, metabolisch gesunde Personen eine vorübergehend gesteigerte Fruktoseaufnahme sehr gut ausgleichen können. Langzeitstudien mit einer größeren Studienpopulation wären nötig, um diese Ergebnisse bestätigen zu können.
OEAIE 2020 Fallmann K, Widhalm K
Quelle: Smajis S, Gajdosik M, Pfleger L, et al. Metabolic effects of a prolonged, very-high-dose dietary fructose challenge in healthy subjects. Am J Clin Nutr 2020; 111: 369–377