Fruktose-​Challenge bei Gesunden

Dezember 2020

Unter­su­chungen haben gezeigt, dass eine hohe Auf­nahme von Fruktose mit meta­bo­li­schen Kon­se­quenzen wie einem gestörten Leber­stoff­wechsel oder einer nicht-​alkoholischen Fett­le­ber­er­krankung (NAFLD) asso­ziiert sein kann. Eine aktuelle Studie hat nun ergeben, dass junge, gesunde Pro­banden eine hohe Dosis Fruktose im Ausmaß vom zirka Drei­fachen der nor­malen Menge über acht Wochen sehr gut aus­gleichen können.

Eine hohe Ener­gie­auf­nahme ist häufig durch einen hohen Konsum gesüßter Getränke mit­be­dingt. Sac­charose (die aus Glukose und Fruktose besteht) sowie Fruktose sind die Indus­trie­zucker, die am häu­figsten zum Süßen von Getränken und Lebens­mitteln ver­wendet werden. Sie haben eine ähn­liche bio­che­mische Struktur, aber einen sehr unter­schied­lichen Stoff­wechsel. Vor­an­ge­gangene Studien haben gezeigt, dass eine hohe Auf­nahme von Fruktose mit meta­bo­li­schen Kon­se­quenzen wie ein gestörter hepa­ti­scher Fett­stoff­wechsel oder die Ent­stehung von NAFLD (nicht-​alkoholische Fett­le­ber­er­krankung) asso­ziiert sein kann.

Studiendesign

Ziel der vor­lie­genden Studie einer For­schungs­gruppe aus Wien war die Unter­su­chung der Rolle von Fruktose im Glukose- und Fett­stoff­wechsel von Leber, Herz, Ske­lett­mus­ku­latur und adi­pösem Gewebe. 10 gesunde, schlanke Erwachsene mit nor­malen Werten von Leber­en­zymen und Serum­li­piden nahmen über 8 Wochen täglich 150 g Fruktose auf (das ent­spricht 618 kcal und zirka 3‑mal so viel Fruktose wie nor­ma­ler­weise täglich auf­ge­nommen wird). Sie unter­zogen sich einer umfas­senden meta­bo­li­schen Phä­no­ty­pi­sierung zu Beginn der Studie und nach 8 Wochen High-​Fruktose-​Diät. Weitere 11 Pro­banden mit NAFLD (aber ohne Dia­betes) wurden als Kon­troll­gruppe cha­rak­te­ri­siert. Die Insu­lin­sen­si­ti­vität wurde über eine 2‑stufige hyper­in­su­lin­ämische euglyk­ämische Clamp ana­ly­siert und der post­pran­diale Lipid- und Glu­ko­se­me­ta­bo­lismus wurde über die Bestimmung der post­pran­dialen hepa­ti­schen und intra­myo­zel­lu­lären Lipid- und Glykogen-​Ansammlung mittels Magnetresonanz-​Spektroskopie (MRS) evaluiert.

Resultat

Eine hohe Auf­nahme von Fruktose resul­tierte in einer gerin­geren Auf­nahme von anderen Zuckern und erhöhte daher die täg­liche Kalo­rien­auf­nahme nicht. Es wurden auch keine signi­fi­kanten Gewichts­ver­än­de­rungen beobachtet.

Effekte auf Blut­zucker, Insulin, Tri­gly­ceride und C‑Peptid-​Konzentration: Blut­zucker, Insulin, Tri­gly­ceride und C‑Peptid-​Konzentration wurden durch die erhöhte Auf­nahme von Fruktose nicht beeinflusst.

Effekte auf Leber und Ske­lett­mus­ku­latur sowie Gly­ko­gen­speicher: Die Fett- und Gly­ko­gen­speicher in Leber und Ske­lett­mus­ku­latur blieben nach 8 Wochen High-​Fruktose-​Diät unver­ändert. Die hohe Fruk­to­se­auf­nahme beein­flusste die Lipid- und Gly­ko­gen­an­sammlung in Leber und Ske­lett­mus­ku­latur nicht. Es wurden aller­dings post­pran­diale Ver­än­de­rungen der hepa­ti­schen Zellen gemessen. Die hepa­to­zel­lu­lären Lipide haben sich zu Beginn vs. Follow-​Up ver­ändert: ‑15,9 vs. ‑6,9. Auch das hepa­tische Gly­kogen hat sich ver­ändert: 64,4 zu Beginn vs. 51,1 nach Follow-​Up. Wie erwartet, wurden ver­min­derte hepa­tische Gly­ko­gen­speicher und gestei­gerte Lipid­speicher in der Leber und Ske­lett­mus­ku­latur bei insu­lin­re­sis­tenten Pati­enten mit NAFLD beobachtet.

Myo­kar­diale Effekte: Die hohe Auf­nahme von Fruktose über 8 Wochen beein­flusste die systo­lische myo­kar­diale Funktion sowie die Myo­kard­masse nicht.

Conclusio

Bei jungen, gesunden Pro­banden war die Auf­nahme einer hohen Dosis von Fruktose (ca. 3‑mal so viel wie nor­ma­ler­weise) über 8 Wochen bei gleich­blei­bender Kalo­rien­auf­nahme nicht mit rele­vanten meta­bo­li­schen Ver­än­de­rungen asso­ziiert. Es kann daher schluss­ge­folgert werden, dass junge, meta­bo­lisch gesunde Per­sonen eine vor­über­gehend gestei­gerte Fruk­to­se­auf­nahme sehr gut aus­gleichen können. Lang­zeit­studien mit einer grö­ßeren Stu­di­en­po­pu­lation wären nötig, um diese Ergeb­nisse bestä­tigen zu können.

 

Fruktose-Challenge

OEAIE 2020 Fallmann K, Widhalm K

 

Quelle: Smajis S, Gaj­dosik M, Pfleger L, et al. Meta­bolic effects of a pro­longed, very-​high-​dose dietary fructose challenge in healthy sub­jects. Am J Clin Nutr 2020; 111: 369–377