Mediterrane Kost & ihr Beitrag gegen Frailty

Dezember 2019

Medi­terrane Kost, reich an besonders nähr­stoff­reichen Lebens­mitteln wie Beeren, Blatt­gemüse, Tomaten, Kürbis, Avocado, Nüsse und Oli­venöl, ist bekannt für ihre pro­tek­tiven kar­dio­vas­ku­lären Wir­kungen. Es gibt aber auch Hin­weise dafür, dass sie erfolg­reich in der Prä­vention der Gebrech­lichkeit im Alter ist.

Die Ernährung wird schon lange Zeit als wich­tigster Faktor des „gesunden Alterns“ gesehen. Bei der medi­ter­ranen Ernährung handelt es sich um eine pflanzlich-​betonte Kostform mit fol­genden Charakteristika.

  • Reich an Obst, Gemüse, Hül­sen­früchten, Voll­korn­ge­treide, Nüsse, Samen und Oliven
  • Moderate Auf­nahme von Fisch und Rotwein; Oli­venöl als Hauptfettquelle
  • Geringe Auf­nahme von Milch und Milch­pro­dukten sowie rotem/​verarbeitetem Fleisch

Ein großes Problem stellt die Appe­tit­lo­sigkeit vieler Men­schen im Alter dar. Mög­liche Folgen sind weniger Energie, weniger Bewegung und eine damit ver­bundene Abnahme der Mus­kel­masse. Dies sind alles Fak­toren, die zu Gebrech­lichkeit im Alter führen können. „Frailty“ = Gebrech­lichkeit im Alter ist ein kli­ni­sches Syndrom, bei dem ältere Men­schen min­destens 3 der 5 fol­genden Sym­ptome haben: unge­wollter Gewichts­verlust (über 5 kg im letzten Jahr), Erschöpfung, Schwäche (Abnahme der Greif­kraft), ver­lang­samtes Gehen, weniger kör­per­liche Aktivität.

Es gibt einige Kon­stel­la­tionen, die Fak­toren der Gebrech­lichkeit im Alter ver­ur­sachen können. Risi­ko­gruppen sind vor allem Frauen, Per­sonen mit nied­rigem Ein­kommen und schlechter Aus­bildung sowie Per­sonen mit schlechter all­ge­meiner Gesundheit. Gebrech­lichkeit im Alter führt außerdem zu häu­figen Stürzen, ein­ge­schränkter Mobi­lität, häu­figen Kran­ken­haus­auf­ent­halten sowie häu­fi­geren Todesfällen.

Einfluss der mediterranen Ernährung

Es gibt einige Studien, die Hin­weise dafür geben, dass sich eine Medi­terrane Ernährung pro­tektiv auf Gebrech­lichkeit im Alter aus­wirken kann. Die aktu­ellste wis­sen­schaft­liche Arbeit auf diesem Gebiet ist eine Meta-​Analyse von Walters et al, in der vier Studien mit fast 6.000 Per­sonen zwi­schen 60 und 82 Jahren ana­ly­siert werden. Effekte der Er­nährung vari­ieren stark zwi­schen den ein­zelnen Studien mit einer nur 8 %-igen bis hin zu einer 70 %-igen Reduktion des Risikos für Gebrech­lichkeit im Alter.

  • Die nied­rigste Reduktion des Risikos zeigte sich in einer Studie an 2724 chi­ne­si­schen Erwach­senen. Es kann ange­nommen werden, dass der geringere positive Effekt auf die generell eher redu­zierte Ver­wendung von Oli­venöl in dieser Bevöl­kerung zurück­zu­führen ist.
  • In Italien zeigte sich hin­gegen die höchste Reduktion des Risikos für Gebrech­lichkeit. Bei einer Studie an 690 Erwach­senen über 65 Jahren in der Toskana hatten jene, die sich nach medi­ter­ranem Vorbild ernährten, nach 6 Jahren ein um 70% redu­ziertes Risiko für Gebrech­lichkeit im Alter.
  • Außerdem wurden in manchen Studien auch phy­sio­lo­gische Funk­tionen unter­sucht. So in einer spa­nischen Studie. Diese kam zum Ergebnis dass Men­schen, die sich medi­terran ernähren, ein um 47% redu­ziertes Risiko für unge­wollten Gewichts­verlust bzw. Ver­lang­samung des Gehens haben.
  • In einer bri­ti­schen Studie an Frauen zwi­schen 18 und 79 Jahren hatten jene, die sich medi­terran er­nährten, mehr Mus­kel­masse und Mus­kel­kraft. Diese Asso­ziation war bei Frauen über 50 Jahren gen­erell stärker.

Diese Ergeb­nisse ver­stärken die For­derung nach kon­kreten Ernäh­rungs­in­ter­ven­tionen zur Prä­vention von Sar­ko­penie im Alter.

Protektive Maßnahmen

Vor allem den anti-​inflammatorischen Effekten der Nahrung kommen auf diesem Gebiet pro­tektive Wir­kungen zu. Bei­spiele für anti-​inflammatorisch wirksame Lebens­mittel im Rahmen der medi­ter­ranen Ernährung:

  • Voll­korn­pro­dukte – äußere Schichten des Getrei­de­korns ent­halten anti-​inflammatorische Phytochemikalien
  • Lachs und Avocado – ent­halten anti-​inflammatorisch wirksame Omega-3-Fettsäuren
  • extra vergine Oli­venöl – enthält Oleo­canthal; es handelt sich dabei um eine phe­n­o­lische Ver­bindung mit anti-​inflammatorischen Effekten

Die Medi­terrane Ernährung wird nicht nur als „Diät“ oder „Ernäh­rungsform“ gesehen, sondern als gesunder Lebensstil. Neben den emp­foh­lenen Lebens­mitteln gibt es auch die Emp­fehlung, sich täg­lich min­destens 30 Minuten moderat zu bewegen.

Es kann zusam­men­ge­fasst werden, dass durch einen medi­ter­ranen Lebensstil Gebrech­lichkeit im Alter erfolg­reich bekämpft werden kann. Weitere Studien sind auf diesem Gebiet aller­dings noch nötig.

Lite­ratur:

Voelker R: The Medi­ter­ranean Diet’s Fight Against Frailty, JAMA 2018; 319: 1971–1972; OEAIE 2018 Fallmann K., Widhalm K.

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