Die Ernährung wird schon lange Zeit als wichtigster Faktor des „gesunden Alterns“ gesehen. Bei der mediterranen Ernährung handelt es sich um eine pflanzlich-betonte Kostform mit folgenden Charakteristika.
- Reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide, Nüsse, Samen und Oliven
- Moderate Aufnahme von Fisch und Rotwein; Olivenöl als Hauptfettquelle
- Geringe Aufnahme von Milch und Milchprodukten sowie rotem/verarbeitetem Fleisch
Ein großes Problem stellt die Appetitlosigkeit vieler Menschen im Alter dar. Mögliche Folgen sind weniger Energie, weniger Bewegung und eine damit verbundene Abnahme der Muskelmasse. Dies sind alles Faktoren, die zu Gebrechlichkeit im Alter führen können. „Frailty“ = Gebrechlichkeit im Alter ist ein klinisches Syndrom, bei dem ältere Menschen mindestens 3 der 5 folgenden Symptome haben: ungewollter Gewichtsverlust (über 5 kg im letzten Jahr), Erschöpfung, Schwäche (Abnahme der Greifkraft), verlangsamtes Gehen, weniger körperliche Aktivität.
Es gibt einige Konstellationen, die Faktoren der Gebrechlichkeit im Alter verursachen können. Risikogruppen sind vor allem Frauen, Personen mit niedrigem Einkommen und schlechter Ausbildung sowie Personen mit schlechter allgemeiner Gesundheit. Gebrechlichkeit im Alter führt außerdem zu häufigen Stürzen, eingeschränkter Mobilität, häufigen Krankenhausaufenthalten sowie häufigeren Todesfällen.
Einfluss der mediterranen Ernährung
Es gibt einige Studien, die Hinweise dafür geben, dass sich eine Mediterrane Ernährung protektiv auf Gebrechlichkeit im Alter auswirken kann. Die aktuellste wissenschaftliche Arbeit auf diesem Gebiet ist eine Meta-Analyse von Walters et al, in der vier Studien mit fast 6.000 Personen zwischen 60 und 82 Jahren analysiert werden. Effekte der Ernährung variieren stark zwischen den einzelnen Studien mit einer nur 8 %-igen bis hin zu einer 70 %-igen Reduktion des Risikos für Gebrechlichkeit im Alter.
- Die niedrigste Reduktion des Risikos zeigte sich in einer Studie an 2724 chinesischen Erwachsenen. Es kann angenommen werden, dass der geringere positive Effekt auf die generell eher reduzierte Verwendung von Olivenöl in dieser Bevölkerung zurückzuführen ist.
- In Italien zeigte sich hingegen die höchste Reduktion des Risikos für Gebrechlichkeit. Bei einer Studie an 690 Erwachsenen über 65 Jahren in der Toskana hatten jene, die sich nach mediterranem Vorbild ernährten, nach 6 Jahren ein um 70% reduziertes Risiko für Gebrechlichkeit im Alter.
- Außerdem wurden in manchen Studien auch physiologische Funktionen untersucht. So in einer spanischen Studie. Diese kam zum Ergebnis dass Menschen, die sich mediterran ernähren, ein um 47% reduziertes Risiko für ungewollten Gewichtsverlust bzw. Verlangsamung des Gehens haben.
- In einer britischen Studie an Frauen zwischen 18 und 79 Jahren hatten jene, die sich mediterran ernährten, mehr Muskelmasse und Muskelkraft. Diese Assoziation war bei Frauen über 50 Jahren generell stärker.
Diese Ergebnisse verstärken die Forderung nach konkreten Ernährungsinterventionen zur Prävention von Sarkopenie im Alter.
Protektive Maßnahmen
Vor allem den anti-inflammatorischen Effekten der Nahrung kommen auf diesem Gebiet protektive Wirkungen zu. Beispiele für anti-inflammatorisch wirksame Lebensmittel im Rahmen der mediterranen Ernährung:
- Vollkornprodukte – äußere Schichten des Getreidekorns enthalten anti-inflammatorische Phytochemikalien
- Lachs und Avocado – enthalten anti-inflammatorisch wirksame Omega-3-Fettsäuren
- extra vergine Olivenöl – enthält Oleocanthal; es handelt sich dabei um eine phenolische Verbindung mit anti-inflammatorischen Effekten
Die Mediterrane Ernährung wird nicht nur als „Diät“ oder „Ernährungsform“ gesehen, sondern als gesunder Lebensstil. Neben den empfohlenen Lebensmitteln gibt es auch die Empfehlung, sich täglich mindestens 30 Minuten moderat zu bewegen.
Es kann zusammengefasst werden, dass durch einen mediterranen Lebensstil Gebrechlichkeit im Alter erfolgreich bekämpft werden kann. Weitere Studien sind auf diesem Gebiet allerdings noch nötig.
Literatur:
Voelker R: The Mediterranean Diet’s Fight Against Frailty, JAMA 2018; 319: 1971–1972; OEAIE 2018 Fallmann K., Widhalm K.