Gewichtsreduktion gleich: Low-​Fat, Low-​Carb, Genotyp, Insulinsekretion

Oktober 2018

Eine erfolg­reiche Ernäh­rungs­um­stellung mit dem Ziel, die Ener­gie­zufuhr zu redu­zieren, ist der Schlüssel zu einer effek­tiven Gewichts­re­duktion. Es gibt sehr viele ver­schiedene „Diäten“ mit unter­schied­lichen Vor- und Nachteilen.

OEAIE 2018 Fallmann K, Widhalm K

Adi­po­sitas ist laut Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sation WHO eine der größten Public-​Health- Her­aus­for­de­rungen des 21. Jahr­hun­derts. Neben zahl­reichen Stra­tegien zur Gewichts­re­duktion sind auch Low-​Carb- bzw. Low-​Fat-​Diäten immer mehr im Fokus. Ziel der vor­lie­genden Studie war, Effekte einer Healthy-​Low-​Fat Diet (HLF) vs. einer Healthy-​Low-​Carb Diet (HLC) auf Gewichts­ver­än­de­rungen zu unter­suchen. Außerdem wurden fol­gende bio­che­mische Fak­toren miteinbezogen.

  • SNP-​Genotyp (Genotyp mit Single-​Nucleotid-​Polymorphism auf 3 Genen),
  • Unter­schiede der Insu­lin­se­kretion zu Beginn,
  • beides.

Studiendesign

Die „Diet Inter­vention Examing The Factors Inter­acting with Tre­atment Success-​Studie“ (DIETFITS) ist eine ran­do­mi­sierte, kli­nische Studie mit 609 Pro­banden zwi­schen 18 und 50 Jahren und mit einem BMI zwi­schen 28 und 40. Die Pro­banden wurden einer der beiden Diät-​Gruppen zuge­teilt. 12 Monate lang sollten in der jewei­ligen Diät­gruppe mög­lichst wenig Fett (HLF) bzw. mög­lichst wenig Koh­len­hy­drate (HLC) auf­ge­nommen werden. Die Nähr­stoff­re­la­tionen waren in den beiden Diät­gruppen HLF vs. HLC:

Koh­len­hy­drate 48% vs. 30%
Fett 29% vs. 45%
Eiweiß 21% vs. 23%

1. Primäre Hypo­these: signi­fi­kante Inter­aktion zwi­schen Ernährung und Genotyp-​Muster hin­sichtlich der Gewichtsreduktion.

2. Primäre Hypo­these: signi­fi­kante Inter­aktion zwi­schen Ernährung und Insu­lin­se­kretion zu Beginn hin­sichtlich Gewichtsreduktion.

Ziel der Ernäh­rungs­in­ter­vention war eine deut­liche Ver­än­derung des Fett- bzw. Koh­len­hy­drat­an­teils der Nahrung. Dabei wurde Haupt­au­genmerk auf die Qua­lität der Lebens­mittel gelegt. In den ersten 8 Wochen wurde der Fett- bzw. Koh­len­hy­drat­anteil der Nahrung auf unter 20g/​d redu­ziert. Daneben in beiden Gruppen

  • Maxi­mierung der Gemüseaufnahme,
  • Mini­mierung der Auf­nahme von Zucker und raf­fi­nierten Weißmehlprodukten,
  • Fokus auf Lebens­mittel mit hoher Nähr­stoff­dichte, die mög­lichst unver­ar­beitet sind und
  • zusätzlich die Auf­for­derung, sich mehr zu bewegen.

Die Mes­sungen wurden zu Beginn sowie nach 3, 6 und 12 Monaten durch­ge­führt. Nah­rungs­auf­nahme sowie kör­per­liche Akti­vität wurden mittels Fra­ge­bogen selbst­ständig erhoben. Die Kör­per­zu­sam­men­setzung wurde mittels DEXA ermittelt. Zusätzlich wurde ein Glu­ko­se­to­le­ranztest durch­ge­führt sowie Mes­sungen von Blut­fetten, Blut­zucker, Insulin und Hüftumfang.

Resultate

Von den 609 Pro­banden (Durch­schnitts­alter 40 Jahre, durch­schnitt­licher BMI 33) haben 481 Teil­nehmer die Studie beendet. In der Low-​Fat-​Gruppe hatten 130 einen Low-​Fat-​Genotyp und 83 einen Low-​Carb-​Genotyp. In der Low-​Carb-​Gruppe hatten 114 einen Low-​Fat-​Genotyp und 97 einen Low-Carb-Genotyp.

Pri­märes Outcome – Gewichts­re­duktion nach 12 Monaten: In beiden Gruppen konnte Gewicht redu­ziert werden; durch­schnittlich 5,3kg in der Low-​Fat-​Gruppe und 6kg in der Low-​Carb-​Gruppe. Es zeigte sich kein signi­fi­kanter Unter­schied.

Sekun­däres Outcome: Hin­sichtlich der sekun­dären Out­comes (Blut­fette, Blut­zucker usw.) kam es in beiden Gruppen zu Ver­bes­se­rungen ohne signi­fi­kante Unterschiede.

Diskussion

Die vor­lie­gende kli­nische Studie an 609 gesunden, über­ge­wich­tigen Erwach­senen, die einer von zwei Diät­gruppen (Low-​Fat vs. Low-​Carb) zuge­teilt wurden, zeigte keine Unter­schiede hin­sichtlich des Gewichts­ver­lusts nach 12 Monaten. Zusätzlich ergaben sich keine signi­fi­kanten Inter­ak­tionen zwi­schen SNP-​Genotyp-​Muster und Ernährung oder Insu­lin­se­kretion zu Beginn der Studie und Ernährung nach 12 Monaten. In beiden Diät-​Gruppen kam es zu ähn­lichen Ergeb­nissen hin­sichtlich der Gewichts­re­duktion (durch­schnittlich 5% des Ausgangsgewichts).

Bezüglich sekun­därer Out­comes zeigten vor allem die Blut­fette Unter­schiede. In der Low-​Fat-​Gruppe kam es zu einem güns­tigen Ein­fluss auf die LDL-​Konzentration, in der Low-​Carb-​Gruppe zu einem güns­tigen Ein­fluss auf die HDL-​Konzentration und Triglyceride.

Conclusio

Im 12-​monatigen Gewichts­re­duk­ti­ons­pro­gramm zeigte sich kein signi­fi­kanter Unter­schied hin­sichtlich der Gewichts­re­duktion zwi­schen einer Low-​Fat- und einer Low-​Carb-​Diät; weder Genotyp-​Muster noch Insu­lin­se­kretion zu Beginn hatten Ein­fluss. Durch diese Studie  konnte klar fest­gelegt werden, dass die Nähr­stoff­re­la­tionen keinen Effekt auf das Ausmaß der Gewichts­re­duktion haben. Die vor­lie­gende Studie bestätigt, dass Indi­viduen unter­schiedlich auf unter­schied­liche Gewichts­re­duk­ti­ons­stra­tegien reagieren. Daher kann keine Diät als erfolg­reich für alle ange­sehen und emp­fohlen werden.

Quelle: Gardner CD et al., JAMA 2018; 319: 667–679

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