OEAIE 2018 Fallmann K, Widhalm K
Adipositas ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO eine der größten Public-Health- Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Neben zahlreichen Strategien zur Gewichtsreduktion sind auch Low-Carb- bzw. Low-Fat-Diäten immer mehr im Fokus. Ziel der vorliegenden Studie war, Effekte einer Healthy-Low-Fat Diet (HLF) vs. einer Healthy-Low-Carb Diet (HLC) auf Gewichtsveränderungen zu untersuchen. Außerdem wurden folgende biochemische Faktoren miteinbezogen.
- SNP-Genotyp (Genotyp mit Single-Nucleotid-Polymorphism auf 3 Genen),
- Unterschiede der Insulinsekretion zu Beginn,
- beides.
Studiendesign
Die „Diet Intervention Examing The Factors Interacting with Treatment Success-Studie“ (DIETFITS) ist eine randomisierte, klinische Studie mit 609 Probanden zwischen 18 und 50 Jahren und mit einem BMI zwischen 28 und 40. Die Probanden wurden einer der beiden Diät-Gruppen zugeteilt. 12 Monate lang sollten in der jeweiligen Diätgruppe möglichst wenig Fett (HLF) bzw. möglichst wenig Kohlenhydrate (HLC) aufgenommen werden. Die Nährstoffrelationen waren in den beiden Diätgruppen HLF vs. HLC:
Kohlenhydrate 48% vs. 30%
Fett 29% vs. 45%
Eiweiß 21% vs. 23%
1. Primäre Hypothese: signifikante Interaktion zwischen Ernährung und Genotyp-Muster hinsichtlich der Gewichtsreduktion.
2. Primäre Hypothese: signifikante Interaktion zwischen Ernährung und Insulinsekretion zu Beginn hinsichtlich Gewichtsreduktion.
Ziel der Ernährungsintervention war eine deutliche Veränderung des Fett- bzw. Kohlenhydratanteils der Nahrung. Dabei wurde Hauptaugenmerk auf die Qualität der Lebensmittel gelegt. In den ersten 8 Wochen wurde der Fett- bzw. Kohlenhydratanteil der Nahrung auf unter 20g/d reduziert. Daneben in beiden Gruppen
- Maximierung der Gemüseaufnahme,
- Minimierung der Aufnahme von Zucker und raffinierten Weißmehlprodukten,
- Fokus auf Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte, die möglichst unverarbeitet sind und
- zusätzlich die Aufforderung, sich mehr zu bewegen.
Die Messungen wurden zu Beginn sowie nach 3, 6 und 12 Monaten durchgeführt. Nahrungsaufnahme sowie körperliche Aktivität wurden mittels Fragebogen selbstständig erhoben. Die Körperzusammensetzung wurde mittels DEXA ermittelt. Zusätzlich wurde ein Glukosetoleranztest durchgeführt sowie Messungen von Blutfetten, Blutzucker, Insulin und Hüftumfang.
Resultate
Von den 609 Probanden (Durchschnittsalter 40 Jahre, durchschnittlicher BMI 33) haben 481 Teilnehmer die Studie beendet. In der Low-Fat-Gruppe hatten 130 einen Low-Fat-Genotyp und 83 einen Low-Carb-Genotyp. In der Low-Carb-Gruppe hatten 114 einen Low-Fat-Genotyp und 97 einen Low-Carb-Genotyp.
Primäres Outcome – Gewichtsreduktion nach 12 Monaten: In beiden Gruppen konnte Gewicht reduziert werden; durchschnittlich 5,3kg in der Low-Fat-Gruppe und 6kg in der Low-Carb-Gruppe. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied.
Sekundäres Outcome: Hinsichtlich der sekundären Outcomes (Blutfette, Blutzucker usw.) kam es in beiden Gruppen zu Verbesserungen ohne signifikante Unterschiede.
Diskussion
Die vorliegende klinische Studie an 609 gesunden, übergewichtigen Erwachsenen, die einer von zwei Diätgruppen (Low-Fat vs. Low-Carb) zugeteilt wurden, zeigte keine Unterschiede hinsichtlich des Gewichtsverlusts nach 12 Monaten. Zusätzlich ergaben sich keine signifikanten Interaktionen zwischen SNP-Genotyp-Muster und Ernährung oder Insulinsekretion zu Beginn der Studie und Ernährung nach 12 Monaten. In beiden Diät-Gruppen kam es zu ähnlichen Ergebnissen hinsichtlich der Gewichtsreduktion (durchschnittlich 5% des Ausgangsgewichts).
Bezüglich sekundärer Outcomes zeigten vor allem die Blutfette Unterschiede. In der Low-Fat-Gruppe kam es zu einem günstigen Einfluss auf die LDL-Konzentration, in der Low-Carb-Gruppe zu einem günstigen Einfluss auf die HDL-Konzentration und Triglyceride.
Conclusio
Im 12-monatigen Gewichtsreduktionsprogramm zeigte sich kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Gewichtsreduktion zwischen einer Low-Fat- und einer Low-Carb-Diät; weder Genotyp-Muster noch Insulinsekretion zu Beginn hatten Einfluss. Durch diese Studie konnte klar festgelegt werden, dass die Nährstoffrelationen keinen Effekt auf das Ausmaß der Gewichtsreduktion haben. Die vorliegende Studie bestätigt, dass Individuen unterschiedlich auf unterschiedliche Gewichtsreduktionsstrategien reagieren. Daher kann keine Diät als erfolgreich für alle angesehen und empfohlen werden.
Quelle: Gardner CD et al., JAMA 2018; 319: 667–679