Zuckerreiche Getränke & Risiko für Bluthochdruck

Mai 2016

Laut der „Ame­rican Heart Asso­ciation“ leidet einer von drei ame­ri­ka­ni­schen Erwach­senen unter hohem Blut­druck. Weltweit sind ca. 40% der Erwach­senen davon betroffen. Jedes Jahr sterben in etwa 17 Mil­lionen Men­schen an einer kar­dio­vas­ku­lären Erkrankung, und ca. 45% davon werden von hohem Blut­druck aus­gelöst. Die bedeu­tendsten Risi­ko­fak­toren für Blut­hoch­druck sind Adi­po­sitas, wenig kör­per­liche Akti­vität, psy­cho­so­zialer Stress und schlechtes Ernäh­rungs­ver­halten (zu viel Salz, Alkohol, usw.). Auch ein hoher Konsum von mit Zucker gesüßten Getränken scheint mit der Ent­stehung von kar­dio­me­ta­bo­li­schen Erkran­kungen asso­ziiert zu sein. Hin­sichtlich ihres Ein­flusses auf den Blut­druck gibt es derzeit nur wenig wis­sen­schaft­liche Daten. Das Ziel der vor­lie­genden Studie ist es daher, die Asso­ziation zwi­schen dem Konsum dieser Getränke und dem Risiko für Blut­hoch­druck genauer zu untersuchen. 

Sayon-​Orea D, Martinez-​Gonzalez MA, Gea A, et al.: Baseline con­sumption and changes in sugar-​sweetened beverage con­sumption and the inci­dence of hyperten­sion: The SUN project. J Clin Nutr 2015; 3: 1133–1140

Studiendesign

Die Unter­su­chung erfolgte im Zuge der sog. „SUN-​Project-​Gruppe“ in Form einer pro­spek­tiven Kohor­tenstudie. Aus dieser spa­ni­schen Unter­su­chungs­gruppe wurden 13.843 Uni-​Absolventen als Teil­nehmer für die vor­lie­gende Studie her­an­ge­zogen. Das Durch­schnitts­alter war 36,4 Jahre und der durch­schnitt­liche BMI 23,2. Die Erhebung erfolgte über Fra­ge­bögen per Mail. Die Auf­nahme von gezu­ckerten Getränken wurde dabei zu Beginn und über 6 Jahre lang alle 2 Jahre erhoben. Als Out­come-​Variabel wurde die Inzidenz für Blut­hoch­druck defi­niert. Dafür wurde der Blut­druck jeweils im selben Intervall gemessen, und beob­achtete Ver­än­de­rungen wurden der Auf­nah­me­menge von ge­zuckerten Getränken gegenübergestellt. 

Ernährungsassessment

In Form eines 36-​Item-​FFQ wurde die Häu­figkeit des Ver­zehrs diverser Lebens­mittel und Getränke erfasst. Zu den „mit Zucker gesüßten Getränken“ wurden Cola-​Getränke, koh­len­säu­re­haltige ge­zuckerte Getränke (Soft Drinks) sowie gesüßte Frucht­säfte gezählt. Die Ein­teilung der Trinkhäu­figkeit erfolgte in 3 Kate­gorien: Nie, 7 Portionen/​Woche, > 7 Portionen/​Woche.

Unter­sucht wurde einer­seits der Baseline-​Konsum, also der gewohn­heits­mäßige Verzehr von ge­zuckerten Getränken vor Beginn der Studie, und ander­seits die Ver­än­derung der Trinkgewohn­heiten bzw. Trink­häu­figkeit im Laufe der 6 Jahre. 

Ergebnisse

Teil­nehmer, die die meisten gezu­ckerten Getränke tranken, waren meist jünger, weniger sportlich aktiv und mehr­heitlich Raucher. Außerdem nahmen sie in der Regel mehr Nah­rungs­en­ergie, Natrium, Magnesium, Koffein, Fleisch und Voll­fett­milch­pro­dukte auf. Hin­gegen kon­su­mierten sie weniger Bal­last­stoffe, Obst, Gemüse, Hül­sen­früchte, Fisch und Mager­milch­pro­dukte als jene Teil­nehmer, die weniger mit Zucker gesüßte Getränke tranken. 

Bezüglich des gewohn­heits­mä­ßigen Konsums von gezu­ckerten Getränken zu Beginn wurden 13.843 Teil­nehmer her­an­ge­zogen. Während des Follow-​Ups wurde bei 1308 Pro­banden ein Blut­hoch­druck fest­ge­stellt. Wenn die Pro­banden mehr als 7 Por­tionen pro Woche kon­su­mierten, war das Risiko für einen hohen Blut­druck signi­fikant höher, als bei jenen Pro­banden die kaum oder keinen Verzehr von zucker­hal­tigen Getränke berichteten. 

Hin­sichtlich der Änderung des Trink­ver­haltens im Laufe des Follow-​Ups wurden die Teil­nehmer in 3 Gruppen ein­ge­teilt (Zunahme, keine Änderung, Abnahme). Hierfür wurden 9531 Teil­nehmer unter­sucht und es traten 731 Fälle von Blut­hoch­druck auf. Dabei konnte beob­achtet werden, dass Teil­nehmer, die die Auf­nahme von zucker­hal­tigen Getränken erhöht haben, im Ver­gleich zu jenen, die ihren Konsum nicht ver­ändert oder ver­ringert haben, auch ein um 26% höheres Risiko für Bluthoch­druck hatten. 

Conclusio

In der vor­lie­genden Stu­di­en­po­pu­lation führte sowohl eine generell hohe Auf­nahme von gezu­ckerten Getränken zu Beginn der Studie, als auch das Erhöhen der Auf­nah­me­mengen im Stu­di­en­verlauf von 6 Jahren, zu einer deut­lichen Erhöhung des Risikos für Bluthochdruck. 

Somit scheint ein Zusam­menhang zwi­schen dem Konsum von gezu­ckerten Getränken und der Wahr­scheinlichkeit des Auf­tretens von Blut­hoch­druck zu bestehen. Trotzdem fehlt derzeit noch der wis­sen­schaft­liche Beweis des allei­nigen Effekts von mit Zucker ge­süßten Getränken, und daher sind Lang­zeit­studien mit iso­lierten Variablen zum bes­seren Ver­ständnis der Asso­ziation nötig. 

 

ÖAIE 2016; Gat­ternig K, Widhalm K