Ortega FB, Ruiz JR, Labayen I et al.: Health Inequalities in Urban Adolescents: Role of Physical Activity, Diet, and Genetics; Pediatrics 2014; 133: 1-12
Die Untersuchung war Teil der großen, von der EU geförderten „Helena-Studie“ (Healthy Lifestyle in Europe by Nutrition in Adolescents). Es wurden 3.528 Probanden für die Studie herangezogen. Es handelt sich um Jugendliche im Alter von 12,5 und 17,5 Jahren, aus vier süd- und sechs nord- bzw. zentraleuropäischen Ländern.
Die physikalische Fitness wurde über mehrere Methoden bestimmt:
- Kardiorespiratorische Fitness: 20-Meter-Lauf
- Muskuläre Fitness: Weitsprung und Hanteltraining
- Schnelligkeit: Vier mal 10-Meter-Lauf
- Bestimmung der körperlichen Aktivität mittels Akzelerometer; die Probanden mussten diesen tagsüber tragen und damit wurde ihr Bewegungsverhalten eingeschätzt: moderate Bewegung: >2.000 Schläge; starke Bewegung: >4.000 Schläge
Größe und Gewicht wurden gemessen und mittels Hautfaltendicke und BIA (Bio-Impedanz-Messung) wurde die Körperzusammensetzung analysiert. BMI und Waist-Hip-Ratio wurden berechnet. Kardiometabolische Risikofaktoren wurden ebenfalls bestimmt. Über Blutuntersuchungen (nüchtern) wurden Gesamtcholesterin, HDL, LDL, Triglyceride und Blutzucker bestimmt. Daneben wurde auch der Blutdruck gemessen.
Zur Erfassung des sozioökonomischen Status wurden mittels Fragebögen die familiären Verhältnisse eingeschätzt. Erfragt wurden dabei Wohnsituation und „Statussymbole“ wie Auto, PC oder Internetzugang.
Das Ernährungsverhalten wurde mittels 24-Stunden-Protokoll ermittelt (innerhalb von zwei Wochen an zwei nicht aufeinander folgenden Tagen). Die Ernährung wurde anschließend über eine Software anhand der Faktoren Qualität, Vielfalt und Ausgeglichenheit bewertet.
Resultate
Jugendliche aus südlichen Ländern schnitten im Vergleich zu jenen aus nord- bzw. zentraleuropäischen Ländern in allen Fitness-Tests schlechter ab und hatten auch einen durchschnittlich höheren Gehalt an gesamt- und abdominalen Fett. Die Probanden aus den südlichen Ländern hatten aber niedrigere Gesamtcholesterin- und Triglyceridwerte, jedoch schlechtere Werte für HDL-Cholesterin und Blutdruck. Sie waren laut Fragebögen weniger aktiv und verbrachten ihre Freizeit mehr mit sitzenden Tätigkeiten.
Bezüglich der kardiometabolischen Faktoren konnten keine eindeutigen Unterschiede festgestellt werden. Da auch keine Studien gefunden werden konnten, in denen kardiometabolische Risikofaktoren berücksichtigt wurden, konnte auch kein Vergleich mit bereits bestehenden Daten durchgeführt werden.
Bezüglich der Ernährung nahmen Jugendliche aus den südlichen Ländern mehr qualitativ hochwertige Lebensmittel, und dabei weniger Energie zu sich. Außerdem zeigte sich bei Jugendlichen mit höheren sozioökonomischen Status eine gesündere Ernährung und generell bessere Gesundheit.
Sowohl alle Probanden betreffend als auch Buben und Mädchen getrennt betrachtet, zeigte sich in südlichen Ländern eine signifikant höhere Prävalenz für Übergewicht und Adipositas.
Vier zentrale Erkenntnisse
· Jugendliche aus dem südlichen Europa sind weniger fit hinsichtlich Muskelstärke, Schnelligkeit und kardiorespiratorische Fitness. Außerdem ist ihre Körperfettmasse höher, sowohl das Gesamtfett als auch das abdominale Fett betreffend.
· Es gibt derzeit uneinheitliche Ergebnisse hinsichtlich des kardiometabolischen Risikos.
· Über die körperliche Fitness können Unterschiede hinsichtlich Schnelligkeit und kardiorespiratorische Fitness erklärt werden.
· Es besteht in Südländern ein höheres Risiko für Adipositas. Dies konnte auch nach Berücksichtigung von möglichen Einflussfaktoren (Alter, Geschlecht, Größe, sozioökonomische Faktoren) bestätigt werden.
ConclusioJugendliche aus südeuropäischen Ländern sind generell weniger fit als Gleichaltrige aus Nord- bzw. Zentraleuropa. Jugendlichen aus dem Süden weisen generell ein niedrigeres Schnelligkeitslevel sowie geringere kardiorespiratorischer Fitness auf. Die Studie ergab keine signifikanten Unterschiede bezüglich anderer kardiometabolischer Risikofaktoren, allerdings erscheint es plausibel, dass Fitness und Fettleibigkeit auch andere kardiometabolische Risikofaktoren beeinflussen können. Aus diesem Grund sollten Bewegungsfreude und sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in allen Ländern mehr gefördert werden.
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ÖAIE 2014; Gatternig K, Widhalm K