JEM Es gibt immer mehr Ernährungsinformationen und trotzdem immer mehr Probleme …
Mag. Umfahrer-Pirker: Die Flut an Ernährungsinformationen ist ja schon ein Teil des Problems. Es kursieren sehr viele unterschiedliche und widersprüchliche Aussagen zu allen Aspekten der Ernährung. Und diese kommen zu einem beträchtlichen Teil auch noch von unqualifizierten, selbsternannten „Ernährungsberatern“ ohne seriöse Ausbildung oder Gewerbeberechtigung. Das ist sicher einer der Gründe für die Orientierungslosigkeit bei den Endverbrauchern.
JEM Können sich seriöse Experten da durchsetzen?
Ich denke, langfristig wird das schon gelingen. Man muss dabei vielschichtig vorgehen, zielgruppenspezifisch und unter Zuhilfenahme verschiedener „Transportmittel“. Man muss auf verschiedenen Ebenen ansetzen – zum Beispiel von Kindern bis zu Pensionisten, von der Lebensmittelentwicklung bis zur betrieblichen Gesundheitsförderung, von wissenschaftlichen Arbeiten bis zum Gesundheitsjournalismus.
JEM Es heißt, dass sich vor allem jene für gesunde Ernährung interessieren, die ohnehin schon gesund leben.
Dabei handelt es sich natürlich auch um ein soziales Problem und sicher auch um eine Generationenfrage. Den meisten Jugendlichen ist es egal, was sie essen. Wenn man jetzt in den Kindergärten beginnt, Bewusstsein für Ernährung zu schaffen, werden wir vielleicht in 15 Jahren junge Erwachsene haben, die sich mit dem Thema auskennen.
JEM Was sind die Stärken der Ernährungswissenschafter abgesehen von ihrem Fachwissen?
Ich glaube, dass wir durch unser Studium in der Lage sind, breit gefächert zu denken, komplexe Themen gut abzuhandeln und viele Aspekte zu berücksichtigen. Die Vielseitigkeit der Ernährungswissenschaft spiegelt sich auch in den zahlreichen Tätigkeitsbereichen. Die individuelle Ernährungsberatung ist dabei nur ein Teil, wir sind auch in Gesundheitsförderung, Lebensmittelproduktion, Wissenschaft und Ernährungsinformation tätig.
JEM Ist derzeit ein bestimmter Trend auszumachen?
Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung tut sich sehr viel, wobei meist auch die Ernährung einbezogen wird. Das können Schulungen, Ernährungstage oder Einzelberatungen für die Mitarbeiter sein. In der Gemeinschaftsverpflegung haben Ernährungswissenschafter mittlerweile einen festen Platz. Fast alle großen Anbieter nehmen ihre Expertise in Anspruch.
JEM Hat sich das Ernährungsinteresse in letzter Zeit verändert?
Auf alle Fälle. Vor einigen Jahren wurde vor allem gefragt, ob ein bestimmtes Nahrungsmittel dick mache oder nicht. Heute stehen eher Herkunft, Inhaltsstoffe usw. im Vordergrund.
JEM In welche Richtung wird sich der VEÖ entwickeln?
Wir wollen weiter daran arbeiten, den VEÖ zu stärken und fit für die Zukunft zu machen. Das bedeutet unter anderem, dass wir uns den sich verändernden Rahmenbedingungen anpassen müssen. Eines unserer nächsten Ziele ist, einen stärkeren Vernetzungsgrad innerhalb der Berufsgruppe und mit anderen Professionen wie Ärzten zu erreichen. Ich halte das für sehr wichtig. Wir sind quasi Spezialisten für Prävention. Wir können die Aufklärungs- und Informationsarbeit in Form von Vorträgen, kleineren Events oder Schulungen übernehmen.
JEM Wie sehen da die praktischen Erfahrungen aus?
Wir haben festgestellt, dass der Erfolg sehr von der Ordinationsassistenz abhängt. Wenn die Patienten aktiv angesprochen und zur Teilnahme an einer Veranstaltung animiert werden, dann kommen die Leute meist auch. Einen kleinen Unkostenbeitrag schon im Vorhinein einzuheben, erweist sich dabei als recht effektive zusätzliche Motivation. Im Grund ist die Kooperation mit Ärzten ja schon klassisch, ebenso mit Apotheken oder anderen Gesundheitsberufen. Auch Sport und Ernährung gehen Hand in Hand.
JEM Was liegt Ihnen persönlich am Herzen?
Mir liegt unter anderem daran, junge Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, das erworbene Wissen sinnvoll umzusetzen. Alles in allem geht es mir darum, einen Beitrag zu leisten, damit in Österreich die Trendwende in Richtung gesündere Ernährung gelingt. Meine Vision ist, dass Ernährungswissenschafter ganz selbstverständlich konsultiert werden, wenn es um Ernährung geht. Die Entwicklung geht ja schon in diese Richtung, in den vergangenen Jahrzehnten hat sich sehr viel getan.
JEM Was motiviert Sie zur ehrenamtlichen Verbandsarbeit?
Es entspricht einfach meiner Veranlagung, mich für Entwicklungen einzusetzen und Dinge ins Rollen zu bringen – ob im Studentenheim, als Berufsgruppensprecherin in der Wirtschaftskammer oder eben jetzt im VEÖ. Das ist jetzt meine zweite Periode im Vorstand, dass ich Vorsitzende geworden bin, geht auf eine gemeinsame Entscheidung zurück.
JEM Was sie bewogen, Ernährungswissenschaft zu studieren? Kochen Sie gerne?
Durchaus. Das Thema Ernährung hat mich aber immer schon auch darüber hinaus interessiert. Ich wollte nie etwas anderes studieren. Also habe ich das damals noch als Irregulare geführte Studium gemacht – aller gut gemeinten Ratschläge, ich solle etwas „G’scheites“ lernen, zum Trotz.
JEM Herzlichen Dank für das Gespräch.
Autor: K. Gruber
„Bio-Box“ des VEÖ
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2. Vorsitzende: Mag. Sonja Reiselhuber-Schmölzer
Ein Berufsverband lebt von seinen Mitgliedern und braucht interessierte und aktive KollegInnen, die hinter ihm stehen. Eine aktive Informationspolitik und ein vermehrter Kontakt zu den VEÖ-Mitgliedern sind mir daher ein großes Anliegen. Berufspolitischer Spirit ist die Grundlage für berufspolitischen Erfolg. Die Durchlässigkeit der Ausbildungen zwischen Ernährungswissenschaft und Diätologie war ein erster wichtiger Schritt – weitere sind erforderlich, um eine zufriedenstellende Situation für uns ErnährungswissenschafterInnen zu erzielen.
1. Schriftführerin: Mag. Viktoria Scherrer
„Ernährungs-Was?“ Das war lange Zeit die übliche Reaktion auf meine Studienwahl. Dass Ernährungswisssenschafter nun bekannt und gefragt sind, ist zu einem Gutteil Verdienst des VEÖ. Diese Entwicklung möchte ich weiter mit vorantreiben. Ein besonderes Anliegen ist mir, seriöse Ernährungsexperten in den Medien zu etablieren.
2. Schriftführer: Dr. Manuel Schätzer
Gemeinsam lassen sich Berge versetzen. Eine starke und engagierte Interessensvertretung war immer schon eine entscheidende Größe in der Etablierung einer Fachrichtung. Ich will als Vorstandsmitglied dazu beitragen, dass die Stellung der Berufsgruppe noch weiter gestärkt wird.
1. Kassier: Mag. Andreas Schmölzer
Seit drei Vorstandsperioden gestalte ich die Arbeit des VEÖ maßgeblich mit. Klare Ziele und Ergebnisse für die Berufsgruppe der ErnährungswissenschafterInnen, die berufspolitische Absicherung und Ausweitung der beruflichen Möglichkeiten sowie die Förderung der Akzeptanz und Verwurzelung unserer Berufsgruppe stellen meine Ziele als VEÖ-Vorstandsmitglied dar.
2. Kassier: Dr. Birgit Wild
Durch meine Tätigkeit im Studiengang „Angewandte Ernährungswissenschaften“ an der UMIT in Hall bin ich sehr interessiert, mich berufspolitisch zu engagieren. Ich werde mich für die Zusammenarbeit zwischen Universität-Wirtschaft- Medizin und öffentlichem Dienst einsetzen. Im Sinne unserer Absolventen müssen wir den Beruf von Ernährungswissenschaftern stärker etablieren und ihr Einsatzgebiet nach außen vertreten. Es gibt noch viele Tätigkeitsbereiche, in denen die Ernährungskompetenz fehlt.